Page 52 - Landinfo 4/2019 ULB Emmendingen
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Beratung und Bildung





          Günther Denninger, Bundesring der Agrarlehrer (BAB)


          Digitale Kompetenz an der Berufsschule erwerben



          Zur Bundesringtagung im Hans-Eisenmann-Forum der TU München (TUM) in Freising-Weihenstephan
          konnte  Dr.  Antje  Eder,  Fachdidaktik  Agrarwissenschaft,  16  Lehrkräfte  für  berufliche  Schulen  der
          Landwirtschaft  begrüßen.  Schwerpunktthemen  waren:  „Digitalisierung  im  Agrarbereich  sowie
          Auswirkungen auf die berufsschulische Ausbildung“ und „Lehrergewinnung und -qualifizierung“.



                                      unächst beleuchtete Prof. Dr. Heinz Bernhardt,   Im  Anschluss  an  die  Diskussion  berichteten  Eva-
                                   ZLehrstuhl für Agrarsystemtechnik, die digitale   Maria Alfing (Wilhelm-Emmanuel-von Ketteler-Be-
                                   Transformation im Agrarbereich und machte deut-  rufskolleg Münster) und Andrea Praeger (OSZ
                                   lich, welches Entwicklungspotenzial darin für die   Spree-Neiße ihn Cottbus) über ihre Erfahrungen mit
                                   agrarwirtschaftliche Produktion steckt und wie sich   Learning-Apps im Fachunterricht. Gerade zur Un-
                                   Anforderungen an die Facharbeiter/-innen dadurch   krautbestimmung auf dem Feld stehen etliche leicht
                                   verändern. Von den künftigen Auszubildenden wer-  zu bedienende Internetanwendungen zur Verfügung.
                                   de ein Grundverständnis an Informatik erwartet.  Die Vorteile: Die Mitnahme von Bestimmungsbü-
                                                                            chern entfällt. Und über das Smartphone stehen die-
                                   In der anschließenden Diskussion waren sich die   se Apps im betrieblichen Alltag ständig zur Verfü-
                                   Tagungsteilnehmer einig, dass die Digitalisierung   gung. So bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, den
                                   verstärkt Eingang in die berufsschulische Bildung   Unterricht mit modernen Medien für Jugendliche
                                   finden muss. Derzeit gibt es allerdings für die agrar-  attraktiv zu gestalten.
                                   wirtschaftlichen Berufsschulen noch keine schlüssi-
                                   gen Konzepte, wie die Digitalkompetenz im Unter-  Auf den Mangel an beruflichen Lehrkräften, auch im
          Bild 1: Landwirtschaftliche    richt erworben werden soll. Der Bundesring der ag-  agrarwirtschaftlichen Bildungsbereich, wies Prof. Dr.
          Berufsschullehrkräfte trafen   rarwirtschaftlichen Berufsschullehrer/-innen (BAB)   Alfred Riedl, Studiendekan Berufliches Lehramt an
          sich im Mai zur
          Bundesringtagung         wird die Thematik bei den kommenden Jahrestagun-  der TU München, in seinem Vortrag hin. Als mögli-
          Bildautor: Denninger     gen weiterverfolgen.                     che Ursachen dafür nannte er:

                                                                            •   Informationsdefizite von Hochschulzugangsbe-
                                                                              rechtigten über das berufliche Lehramt,
                                                                            •   (unbegründete) Imageprobleme des Berufsbildes,
                                                                            •   die fehlende Modellfunktion von Berufsschullehr-
                                                                              kräften für eigene Schülerinnen und Schüler,
                                                                            •   den Wettbewerb mit Fach-/Ingenieurwissenschaf-
                                                                              ten,
                                                                            •   die zu geringe Berücksichtigung der besonderen
                                                                              Bedürfnisse eines Lehramtsstudiums in universitä-
                                                                              ren Strukturen,
                                                                            •   die zusätzlich einjährige berufliche Praxiserfah-
                                                                              rung zum Eintritt in den Vorbereitungsdienst.

                                                                            Angesichts des Bewerbermangels an grundständig
                                                                            ausgebildeten Lehrkräften greifen die Bundesländer
                                                                            auf Sonderprogramme zurück und stellen Hoch-
                                                                            schulabsolventen ein, die sie über das Referendariat
                                                                            oder den Direkteinstieg (direkt in den Schuldienst
                                                                            mit paralleler Nachqualifizierung)gewinnen. Für
                                                                            Prof. Riedl sind dies Notlösungen, die „keine der
                                                                            grundständigen  universitären  Lehramtsausbildung
                                                                            qualitativ gleichgestellte Qualifizierung“ darstellen






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