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Beratung und Bildung
Günther Denninger, Bundesring der Agrarlehrer (BAB)
Digitale Kompetenz an der Berufsschule erwerben
Zur Bundesringtagung im Hans-Eisenmann-Forum der TU München (TUM) in Freising-Weihenstephan
konnte Dr. Antje Eder, Fachdidaktik Agrarwissenschaft, 16 Lehrkräfte für berufliche Schulen der
Landwirtschaft begrüßen. Schwerpunktthemen waren: „Digitalisierung im Agrarbereich sowie
Auswirkungen auf die berufsschulische Ausbildung“ und „Lehrergewinnung und -qualifizierung“.
unächst beleuchtete Prof. Dr. Heinz Bernhardt, Im Anschluss an die Diskussion berichteten Eva-
ZLehrstuhl für Agrarsystemtechnik, die digitale Maria Alfing (Wilhelm-Emmanuel-von Ketteler-Be-
Transformation im Agrarbereich und machte deut- rufskolleg Münster) und Andrea Praeger (OSZ
lich, welches Entwicklungspotenzial darin für die Spree-Neiße ihn Cottbus) über ihre Erfahrungen mit
agrarwirtschaftliche Produktion steckt und wie sich Learning-Apps im Fachunterricht. Gerade zur Un-
Anforderungen an die Facharbeiter/-innen dadurch krautbestimmung auf dem Feld stehen etliche leicht
verändern. Von den künftigen Auszubildenden wer- zu bedienende Internetanwendungen zur Verfügung.
de ein Grundverständnis an Informatik erwartet. Die Vorteile: Die Mitnahme von Bestimmungsbü-
chern entfällt. Und über das Smartphone stehen die-
In der anschließenden Diskussion waren sich die se Apps im betrieblichen Alltag ständig zur Verfü-
Tagungsteilnehmer einig, dass die Digitalisierung gung. So bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, den
verstärkt Eingang in die berufsschulische Bildung Unterricht mit modernen Medien für Jugendliche
finden muss. Derzeit gibt es allerdings für die agrar- attraktiv zu gestalten.
wirtschaftlichen Berufsschulen noch keine schlüssi-
gen Konzepte, wie die Digitalkompetenz im Unter- Auf den Mangel an beruflichen Lehrkräften, auch im
Bild 1: Landwirtschaftliche richt erworben werden soll. Der Bundesring der ag- agrarwirtschaftlichen Bildungsbereich, wies Prof. Dr.
Berufsschullehrkräfte trafen rarwirtschaftlichen Berufsschullehrer/-innen (BAB) Alfred Riedl, Studiendekan Berufliches Lehramt an
sich im Mai zur
Bundesringtagung wird die Thematik bei den kommenden Jahrestagun- der TU München, in seinem Vortrag hin. Als mögli-
Bildautor: Denninger gen weiterverfolgen. che Ursachen dafür nannte er:
• Informationsdefizite von Hochschulzugangsbe-
rechtigten über das berufliche Lehramt,
• (unbegründete) Imageprobleme des Berufsbildes,
• die fehlende Modellfunktion von Berufsschullehr-
kräften für eigene Schülerinnen und Schüler,
• den Wettbewerb mit Fach-/Ingenieurwissenschaf-
ten,
• die zu geringe Berücksichtigung der besonderen
Bedürfnisse eines Lehramtsstudiums in universitä-
ren Strukturen,
• die zusätzlich einjährige berufliche Praxiserfah-
rung zum Eintritt in den Vorbereitungsdienst.
Angesichts des Bewerbermangels an grundständig
ausgebildeten Lehrkräften greifen die Bundesländer
auf Sonderprogramme zurück und stellen Hoch-
schulabsolventen ein, die sie über das Referendariat
oder den Direkteinstieg (direkt in den Schuldienst
mit paralleler Nachqualifizierung)gewinnen. Für
Prof. Riedl sind dies Notlösungen, die „keine der
grundständigen universitären Lehramtsausbildung
qualitativ gleichgestellte Qualifizierung“ darstellen
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