Page 47 - Landinfo 4/2019 ULB Emmendingen
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Beratung und Bildung





         Chancen für eine umweltgerechtere
         europäische Agrarpolitik ab 2020

       Valentin Opfermann widmete sich dem Thema
       „GAP post 2020, was ist drinnen für die Umwelt?“.
       Der 33 - jährige Burgenländer ist in der Umweltab-
       teilung der Generaldirektion Landwirtschaft & Länd-
       liche Entwicklung der EU - Kommission in Brüssel
       tätig. Dort ist er federführend für den Bereich Wasser
       & Landwirtschaft zuständig. Besonders im Rahmen
       der derzeitigen Diskussionen über die künftige Ge-
       meinsame Agrarpolitik ergeben sich hier große Her-
       ausforderungen aber durchaus auch beachtlicher
       Gestaltungsspielraum. Er betonte, dass Zusammen-
       hänge zwischen der Landwirtschaft und den damit
       verbundenen Emissionen in der künftigen Förderpo-
       litik Berücksichtigung finden werden, diese aber auf
       der Grundlage wissenschaftlicher Forschungen und
       Evaluierung bisheriger Förderinstrumente behutsam
       entwickelt würden. Eine besondere Bedeutung misst
       er dabei der Zusammenarbeit zwischen Forschung
       und Praxis, die gebündelt unter dem Namen „Agri-
       cultural Knowledge and Innovation Systems“ (AKIS)
       bereits stattfindet, bei. Er begrüßt dabei die bereits
       stattfindenden Aktivitäten und ermuntert die anwe-  men. Sein bemerkenswertes Fazit für die Beratung   Bild 2: Bauernhof aus
       senden Beratungskräfte, sich konstruktiv bei der   (in Anlehnung an ein Zitat von John Quincy Adams,   systemischer Sicht
                                                                                         Foto: Arne Fiedler
       Umsetzung von AKIS einzubringen.         1767-1848, Diplomat und sechster Präsident der
                                                USA) lautet demnach:

         Innovative Ansätze für eine
         ökonomische Betriebsführung im 21.      „Wenn  Sie  als  Berater*in Ihre  Land-
         Jahrhundert                             wirt*innen begeistern, Visionen  zu  ent-
                                                 wickeln, Vielfalt zuzulassen,  Neues zu
       Dr. Leopold Kirner von der Hochschule für Agrar -   wagen oder wertschätzend zu kommuni-
       und Umweltpädagogik (Institut für Unternehmens-  zieren, dann haben Sie schon viel für eine
       führung, Forschung und Innovation) stellt in seinen   ökonomische  Betriebsführung  in  der
       Ausführungen dar, wie sich der Fokus in der Sicht auf   Landwirtschaft geleistet!“
       die landwirtschaftlichen Unternehmen in den ver-
       gangenen Jahren gewandelt hat. So sind die Betriebe
       mit ihrer langjährigen Wachstumsstrategie heute so-
       wohl an ökologische wie auch ökonomische Grenzen   Heitere Betrachtungen von ernsten
       gestoßen und es ist die Aufgabe nicht zuletzt in der   Angelegenheiten
       Beratung, zukünftig auch andere Sichtweisen glei-
       chermaßen zu unterstützen. Dabei kommt der Per-  Einen besonderen Höhepunkt lieferten am Ende der
       son der Betriebsleitung eine Schlüsselfunktion zu.   Tagung noch Susanne Fischer und Erhard Reichstha-
       „Heutiger Erfolg im Betrieb heißt nicht, dass auch   ler mit ihrer Sicht auf den landwirtschaftlichen Fami-
       der zukünftige Erfolg gewährleistet ist.“ Daher geht   lienbetrieb. Die beiden  sind Lebens-und Sozialbera-
       eine vorausschauende Wirtschaftsweise stets auch   ter mit Diplom und arbeiten seit über 15 Jahren
       mit der Frage einher: „Wie viel unserer Zeit beschäf-  vorwiegend mit Bäuerinnen und Bauern.
       tigen wir uns mit der Einhaltung von Regeln, wie viel
       mit Neuem?“. Nur wenn wir auch Neues denken   Gute Beziehungen sind die Voraussetzung für ein
       und dann auch wohlüberlegt wagen, können wir un-  gutes Leben! Hinter diesem recht einfach daherkom-
       sere Betriebe auch zukünftig noch erfolgreich führen,   menden Satz steht ihre Erfahrung bei der Arbeit mit
       so Kirner. Meist sind es dabei sogenannte „Irritatio-  Landwirtinnen und Landwirten, dass jede Art der
       nen“ persönlicher oder betrieblicher Art, die uns   Beratung von außen nur dann Anklang findet, wenn
       veranlassen,  unsere Situation  zu überdenken  und   das innere System eines Familienunternehmens in
       richtungsweisende Änderungen in Angriff zu neh-  gesunder Balance ist und Kommunikation stattfin-



       Landinfo 4 | 2019                                                                                     47
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