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Beratung und Bildung
Chancen für eine umweltgerechtere
europäische Agrarpolitik ab 2020
Valentin Opfermann widmete sich dem Thema
„GAP post 2020, was ist drinnen für die Umwelt?“.
Der 33 - jährige Burgenländer ist in der Umweltab-
teilung der Generaldirektion Landwirtschaft & Länd-
liche Entwicklung der EU - Kommission in Brüssel
tätig. Dort ist er federführend für den Bereich Wasser
& Landwirtschaft zuständig. Besonders im Rahmen
der derzeitigen Diskussionen über die künftige Ge-
meinsame Agrarpolitik ergeben sich hier große Her-
ausforderungen aber durchaus auch beachtlicher
Gestaltungsspielraum. Er betonte, dass Zusammen-
hänge zwischen der Landwirtschaft und den damit
verbundenen Emissionen in der künftigen Förderpo-
litik Berücksichtigung finden werden, diese aber auf
der Grundlage wissenschaftlicher Forschungen und
Evaluierung bisheriger Förderinstrumente behutsam
entwickelt würden. Eine besondere Bedeutung misst
er dabei der Zusammenarbeit zwischen Forschung
und Praxis, die gebündelt unter dem Namen „Agri-
cultural Knowledge and Innovation Systems“ (AKIS)
bereits stattfindet, bei. Er begrüßt dabei die bereits
stattfindenden Aktivitäten und ermuntert die anwe- men. Sein bemerkenswertes Fazit für die Beratung Bild 2: Bauernhof aus
senden Beratungskräfte, sich konstruktiv bei der (in Anlehnung an ein Zitat von John Quincy Adams, systemischer Sicht
Foto: Arne Fiedler
Umsetzung von AKIS einzubringen. 1767-1848, Diplomat und sechster Präsident der
USA) lautet demnach:
Innovative Ansätze für eine
ökonomische Betriebsführung im 21. „Wenn Sie als Berater*in Ihre Land-
Jahrhundert wirt*innen begeistern, Visionen zu ent-
wickeln, Vielfalt zuzulassen, Neues zu
Dr. Leopold Kirner von der Hochschule für Agrar - wagen oder wertschätzend zu kommuni-
und Umweltpädagogik (Institut für Unternehmens- zieren, dann haben Sie schon viel für eine
führung, Forschung und Innovation) stellt in seinen ökonomische Betriebsführung in der
Ausführungen dar, wie sich der Fokus in der Sicht auf Landwirtschaft geleistet!“
die landwirtschaftlichen Unternehmen in den ver-
gangenen Jahren gewandelt hat. So sind die Betriebe
mit ihrer langjährigen Wachstumsstrategie heute so-
wohl an ökologische wie auch ökonomische Grenzen Heitere Betrachtungen von ernsten
gestoßen und es ist die Aufgabe nicht zuletzt in der Angelegenheiten
Beratung, zukünftig auch andere Sichtweisen glei-
chermaßen zu unterstützen. Dabei kommt der Per- Einen besonderen Höhepunkt lieferten am Ende der
son der Betriebsleitung eine Schlüsselfunktion zu. Tagung noch Susanne Fischer und Erhard Reichstha-
„Heutiger Erfolg im Betrieb heißt nicht, dass auch ler mit ihrer Sicht auf den landwirtschaftlichen Fami-
der zukünftige Erfolg gewährleistet ist.“ Daher geht lienbetrieb. Die beiden sind Lebens-und Sozialbera-
eine vorausschauende Wirtschaftsweise stets auch ter mit Diplom und arbeiten seit über 15 Jahren
mit der Frage einher: „Wie viel unserer Zeit beschäf- vorwiegend mit Bäuerinnen und Bauern.
tigen wir uns mit der Einhaltung von Regeln, wie viel
mit Neuem?“. Nur wenn wir auch Neues denken Gute Beziehungen sind die Voraussetzung für ein
und dann auch wohlüberlegt wagen, können wir un- gutes Leben! Hinter diesem recht einfach daherkom-
sere Betriebe auch zukünftig noch erfolgreich führen, menden Satz steht ihre Erfahrung bei der Arbeit mit
so Kirner. Meist sind es dabei sogenannte „Irritatio- Landwirtinnen und Landwirten, dass jede Art der
nen“ persönlicher oder betrieblicher Art, die uns Beratung von außen nur dann Anklang findet, wenn
veranlassen, unsere Situation zu überdenken und das innere System eines Familienunternehmens in
richtungsweisende Änderungen in Angriff zu neh- gesunder Balance ist und Kommunikation stattfin-
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