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Beratung und Bildung
Betriebsbesichtigungen im Land der tausend Almen
Besichtigung Bergbauernhof mit Milchverarbeitung Foto: Carla Schied
det. Worin unterscheiden sich Familien - und Ar- eine ausreichende Existenzfähigkeit ermöglicht. Da-
beitssystem? Wie geht man auf die unterschiedlichen bei spielt für die Landwirte der Erhalt der Eigenstän-
Systeme ein? Wie erkennt man Dynamiken und wie digkeit in Zusammenhang mit der Arbeit in der Na-
nutzt man sie in der Beratung? Hier ist neben fun- tur die größte Rolle. Dafür nehmen sie auch die
dierten Kenntnissen, wie solche Systeme funktionie- Strapazen und wirtschaftlichen Risiken auf sich. Zum
ren, eine hohe Sensibilität der Beratungskräfte ge- Erhalt der vielen Almen in den Bergregionen ist im-
fragt um solche Situationen zu meistern und mit mer auch die ideelle und monetäre Unterstützung
positiven Ansätzen bei den Landwirtsfamilien zu lan- durch die politisch Verantwortlichen notwendig.
den. Kernbotschaft der beiden ist, dass die Bera- Dies wird von der Bevölkerung in Österreich in be-
tungskräfte erkennen müssen, welche Sachverhalte sonderer Weise mitgetragen. So profitieren die Land-
in den familiären Kontext gehören und welche in bewirtschafter, die Gäste und auch die Einheimi-
den betrieblichen, um diese Fragestellungen ge- schen in gleicher Weise von dieser hochprofessionel-
trennt voneinander zu bearbeiten. Gleichzeitig ist es len aber noch immer recht klein strukturierten und
auch für Familienunternehmen ratsam, feste Bespre- traditionellen Art der Betriebsführung. Besonders
chungszeiten einzurichten, an denen die betriebli- die Frauen sind dabei auf landwirtschaftlichen Be-
chen Belange besprochen werden. Eine geordnete trieben ein starker Motor um neue Betriebszweige zu
Kommunikationskultur hilft, Konflikte rechtzeitig generieren. Sie starten häufig mit innovativen Ideen
klären zu können und so die Kräfte auf die betrieb- wie Bauernhofeis oder Catering-Service mit lokalen
lichen Belange zu konzentrieren. Produkten. Diese Betriebszweige entwickeln sich
teilweise so professionell, dass sie einen maßgebli-
Einen besonderen Einblick in das Spannungsfeld chen Teil zum Unternehmenseinkommen beitragen.
zwischen Ökonomie und Ökologie in der Landwirt- Damit verschiebt sich auch die klassischen Rollen-
schaft boten wie immer die Exkursionen auf land- verteilung in der Landwirtschaft und passt gut zur
wirtschaftliche Betriebe, diesmal in der Umgebung moderner werdenden Gesellschaft in ländlichen Ge-
von Salzburg. Auf allen besichtigten Betrieben war bieten.
spürbar, wie sehr der familiäre Zusammenhalt in Ver-
Arne Fiedler bundenheit mit der Liebe zur Landschaft sowie die Insgesamt hat sich unser Nachbarland Österreich un-
LEL Schwäbisch Gmünd Offenheit gegenüber Angeboten zur Diversifizierung ter der Federführung der Landwirtschaftskammer
Tel.: 07171 917-200 – insbesondere im touristischen Bereich – auch ver- Salzburg als ein wunderbarer und liebenswerter
arne.fiedler@lel.bwl.de hältnismäßig kleinen landwirtschaftlichen Betrieben Gastgeber erwiesen.
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