Page 56 - Landinfo 4/2019 ULB Emmendingen
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Aus den Landesanstalten
Dr. Timo Basen, Dr. Julia Gaye-Siessegger, Dr. Alexander Brinker
Auswirkung von Dürre und Hitze 2018 auf Fischbestände
Folgen des Klimawandels für die baden-württembergischen Fischbestände und Schutzkonzepte
Das Jahr 2018 war das wärmste Jahr der bisherigen Wetteraufzeichnungen und führte vielerorts zu
katastrophalen Lebensbedingungen für die heimische Fischfauna. Der ausbleibende Regen und die
langanhaltende Hitzeperiode führten zu landesweiten Niedrigwasserständen und überhitzten
Gewässern. Im Folgenden wird die Wettersituation 2018 in Baden Württemberg beschrieben und eine
erste Bewertung der Auswirkungen auf die Fischbestände dargestellt.
urch den Extremsommer 2018 waren sowohl die land im Jahr 1881 dokumentiert (DWD 2018). Das
DFischartenanzahl als auch der Anteil an kältelie- Jahr war außergewöhnlich sonnig, heiß und trocken,
benden Fischarten in vielen Gewässern deutlich er- viele regionale Temperaturrekorde wurden erreicht
niedrigt. Allerdings war die Gesamtzahl an gefange- und überboten. Nur die Sommer 2003 und 2019 wa-
nen Fischen in manchen Gewässern sogar höher als ren in Spitzentemperaturen noch heißer. Die Begriff-
in den Jahren zuvor. Diese Zunahme war in erster lichkeit „Jahrhundertsommer“ war durch 2003 schon
Linie bedingt durch wärmeliebende, karpfenartige vergeben und in den Köpfen der Menschen manifes-
Kleinfische. Untersuchungen in 2019 und folgenden tiert. Auch wenn 2018 ökologisch und klimatologisch
Jahren werden zeigen, wie nachhaltig die Schädigun- ähnlich katastrophal (stellenweise sogar schlimmer)
gen durch den Extremsommer 2018 für die Fischbe- abgelaufen ist, in der Bevölkerung scheint dieses Jahr
stände in Baden-Württemberg waren, sofern nicht (noch) keinen so bleibenden Eindruck wie 2003 hin-
weitere Wetterextreme in den kommenden Jahren terlassen zu haben. Viele Meldungen aus dem letzten
die Situation noch weiter verschärfen. Angesichts der Jahr beschrieben aber Extremverhältnisse, an die
drohenden Gefahren des Klimawandels werden man sich in Zukunft vermutlich in ähnlicher Form
mögliche und zukünftig notwendige Anpassungsstra- gewöhnen muss (Süddeutsche 2018 a,b). So bedingte
tegien für heimische Gewässer formuliert. die extreme Trockenphase vielerorts langanhaltende
Wald- und Feldbrände, die nur schwerlich gelöscht
werden konnten. In der Landwirtschaft gab es große
Wetterextreme des Jahres 2018 Ernteeinbußen durch Noternten oder Totalausfälle
infolge von Trockenstress (Statistisches Landesamt
Das Jahr 2018 wurde als das wärmste Jahr seit Beginn BW 2019). Durch die langanhaltenden Niedrigwas-
der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen in Deutsch- serstände kam es zu teils drastisch verminderter
Tabelle 1: Temperatur- und Niederschlagswerte für Deutschland und Baden-Württemberg im Jahr 2018
und deren Abweichung zum langjährigen Mittel der Referenzperiode 1960-1990 (DWD 2018).
D Abweichung zur BW Abweichung zur
Referenzperiode Referenzperiode
Temperatur [°C] Frühling 10,3 +2,6 10,2 +2,6
Sommer 19,3 +3,0 19,2 +3,0
Herbst 10,4 +1,6 10,1 +1,6
2018 10,4 +2,2 10,4 +2,3
Niederschlag [l/m²] Frühling 140 -24% 160 -34%
Sommer 130 -46% 160 -46%
Herbst 95 -48% 100 -55%
2018 590 -25% 745 -24%
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