Page 54 - Landinfo 4/2019 ULB Emmendingen
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Aus den Landesanstalten





          Coralie Herbst, Toralf Bauch


          Der Runde Tisch Schwarzwild



          Die Schwarzwildbestände sind in Baden-Württemberg, wie
          in ganz Deutschland seit vielen Jahren tendenziell steigend.
          In diesem Jagdjahr 2017/18 wurde eine neue Rekordstrecke
          für  Baden-Württemberg  von  78.606  Stück  Schwarzwild
          erreicht. Dies gilt auch für die deutschlandweite Strecke, die mit knapp 826.000 Stücken das bisherige
          Rekordjagdjahr 2008/09 (646.790 Stücken Schwarzwild) bricht. Die damit einhergehenden Probleme,
          wie bspw. im Wildschadensbereich, entwickeln sich entsprechend und führen vor Ort zu vermehrten
          Konflikten (Massei et al. 2015). Vor dem Hintergrund eines möglichen Seuchengeschehens durch die
          Afrikanische Schweinepest (ASP) sind alle Institutionen und Interessengruppen sensibilisiert, sich am
          Prozess einer effektiven und nachhaltigen Absenkung der Schwarzwildbestände zu beteiligen.



          Bild. 1: Schwarzwild         m sich den zunehmenden Problemfeldern zwi-  FLI 2017) ist sie seit dem 13. September 2018, mit den
          Pixabay / CrizzlDizzl    Uschen Mensch und Schwarzwild anzunehmen,   ersten Funden in Belgien, auch im westeuropäischen
                                   wurde in Baden-Württemberg bereits 2015 ein auf   Raum angekommen. Das Seuchengeschehen in den
                                   Landesebene agierender Runder Tisch Schwarzwild   osteuropäischen, und inzwischen auch westeuropäi-
                                   durch den Landesbeirat Jagd beschlossen und hat in   schen Ländern, belegt die Notwendigkeit abge-
                                   2016 seine Arbeit aufgenommen (Arnold 2016). In   stimmter Maßnahmen zur Risikominimierung und
                                   verschiedenen Themenarbeitsgruppen (Abb. 1) ar-  zur entschiedenen Seuchenbekämpfung im Falle ei-
                                   beiten institutions- und verbandsübergreifend invol-  nes Erregereintrags.
                                   vierte Akteure aktiv und engagiert an verschiedenen
                                   Schwerpunkten des Schwarzwildmanagements mit.   Die Etablierung und Forcierung von Präventions-
                                                                            maßnahmen, sowie die Erarbeitung von Maßnah-
                                   Ziel ist es, durch Stärkung der lokalen Ebenen vor   menpaketen und deren Umsetzung im Falle eines
                                   Ort die Reduktion der Schwarzwildbestände zu un-  Seuchengeschehens, sind für die Eindämmung des
                                   terstützen, Hindernisse abzubauen und die Kommu-  Seuchengeschehenes entscheidend und sind Kern-
                                   nikation zwischen den Akteuren in der Fläche zu   punkte der AG Seuche. Um die Seuche erfolgreich
                                   fördern. Hierfür sollen auf der Landesebene die not-  eindämmen zu können, ist ein rechtzeitiges detektie-
                                   wendigen Weichen gestellt werden, um auf der Lo-  ren eines ASP-Eintrages im Anfangsstadium der Aus-
                                   kalebene die größtmögliche Effizienz erreichen zu   breitung wesentlich. Von daher fällt unter die präven-
                                   können. Wie wichtig diese in den vergangenen Jah-  tiven Maßnahmen, neben der Reduzierung der
                                   ren geleistete Arbeit ist, wird an der Vielzahl der   Schwarzwildbestände, ein intensives Fallwildmoni-
                                   “kleinen Schritte“ deutlich, die notwendig waren   toring. Alles gefundene Fall- und Unfallwild, sowie
                                   und noch sind, um in der Fläche ein effektives   krank erlegtes Schwarzwild sollte beprobt werden,
                                   Schwarzwildmanagement zu ermöglichen.    um ein rechtzeitiges Entdecken der Seuche zu er-
                                                                            möglichen. Um die komplexen Maßnahmenpakete
                                                                            im Seuchenfall korrekt umsetzten zu können, sind
                                     Die Arbeitsgruppen (AG) und            Schulungsunterlagen und Umsetzungsrichtlinien für
                                     Aufgabenfelder                         Biosicherheitsmaßnahmen in den Restrikti-onsge-
                                                                            bieten in Ausarbeitung. Zudem ist ein Kompetenz-
                                   Das Wildschwein kann als Seuchenträger, wie z. B.   team zur Unterstützung der unteren Verwal-tungsbe-
                                   für die Afrikanische Schweinepest (ASP) fungieren   hörden in der Vorbereitung auf eine Seuchenbe-
                                   und diese auf das Hausschwein übertragen und um-  kämpfung und zur fachlichen Unterstützung im
                                   gekehrt. Auch wenn die ASP für den Menschen sel-  Seuchenfall zusammengestellt worden, da ein guter
                                   ber ungefährlich ist, würde ein Ausbruch der ASP in   Austausch und effektive Zusammenarbeit zwischen
                                   Deutschland massive wirtschaftliche Folgen nach   den Behörden, für die reibungslose Umsetzung aller
                                   sich ziehen. Während im osteuropäischen Raum sich   Maßnahmen im ASP-Fall unerlässlich sein wird.
                                   die ASP ausbreitet (Cortiñas Abrahantes et al. 2017,



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