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Aus den Landesanstalten
Coralie Herbst, Toralf Bauch
Der Runde Tisch Schwarzwild
Die Schwarzwildbestände sind in Baden-Württemberg, wie
in ganz Deutschland seit vielen Jahren tendenziell steigend.
In diesem Jagdjahr 2017/18 wurde eine neue Rekordstrecke
für Baden-Württemberg von 78.606 Stück Schwarzwild
erreicht. Dies gilt auch für die deutschlandweite Strecke, die mit knapp 826.000 Stücken das bisherige
Rekordjagdjahr 2008/09 (646.790 Stücken Schwarzwild) bricht. Die damit einhergehenden Probleme,
wie bspw. im Wildschadensbereich, entwickeln sich entsprechend und führen vor Ort zu vermehrten
Konflikten (Massei et al. 2015). Vor dem Hintergrund eines möglichen Seuchengeschehens durch die
Afrikanische Schweinepest (ASP) sind alle Institutionen und Interessengruppen sensibilisiert, sich am
Prozess einer effektiven und nachhaltigen Absenkung der Schwarzwildbestände zu beteiligen.
Bild. 1: Schwarzwild m sich den zunehmenden Problemfeldern zwi- FLI 2017) ist sie seit dem 13. September 2018, mit den
Pixabay / CrizzlDizzl Uschen Mensch und Schwarzwild anzunehmen, ersten Funden in Belgien, auch im westeuropäischen
wurde in Baden-Württemberg bereits 2015 ein auf Raum angekommen. Das Seuchengeschehen in den
Landesebene agierender Runder Tisch Schwarzwild osteuropäischen, und inzwischen auch westeuropäi-
durch den Landesbeirat Jagd beschlossen und hat in schen Ländern, belegt die Notwendigkeit abge-
2016 seine Arbeit aufgenommen (Arnold 2016). In stimmter Maßnahmen zur Risikominimierung und
verschiedenen Themenarbeitsgruppen (Abb. 1) ar- zur entschiedenen Seuchenbekämpfung im Falle ei-
beiten institutions- und verbandsübergreifend invol- nes Erregereintrags.
vierte Akteure aktiv und engagiert an verschiedenen
Schwerpunkten des Schwarzwildmanagements mit. Die Etablierung und Forcierung von Präventions-
maßnahmen, sowie die Erarbeitung von Maßnah-
Ziel ist es, durch Stärkung der lokalen Ebenen vor menpaketen und deren Umsetzung im Falle eines
Ort die Reduktion der Schwarzwildbestände zu un- Seuchengeschehens, sind für die Eindämmung des
terstützen, Hindernisse abzubauen und die Kommu- Seuchengeschehenes entscheidend und sind Kern-
nikation zwischen den Akteuren in der Fläche zu punkte der AG Seuche. Um die Seuche erfolgreich
fördern. Hierfür sollen auf der Landesebene die not- eindämmen zu können, ist ein rechtzeitiges detektie-
wendigen Weichen gestellt werden, um auf der Lo- ren eines ASP-Eintrages im Anfangsstadium der Aus-
kalebene die größtmögliche Effizienz erreichen zu breitung wesentlich. Von daher fällt unter die präven-
können. Wie wichtig diese in den vergangenen Jah- tiven Maßnahmen, neben der Reduzierung der
ren geleistete Arbeit ist, wird an der Vielzahl der Schwarzwildbestände, ein intensives Fallwildmoni-
“kleinen Schritte“ deutlich, die notwendig waren toring. Alles gefundene Fall- und Unfallwild, sowie
und noch sind, um in der Fläche ein effektives krank erlegtes Schwarzwild sollte beprobt werden,
Schwarzwildmanagement zu ermöglichen. um ein rechtzeitiges Entdecken der Seuche zu er-
möglichen. Um die komplexen Maßnahmenpakete
im Seuchenfall korrekt umsetzten zu können, sind
Die Arbeitsgruppen (AG) und Schulungsunterlagen und Umsetzungsrichtlinien für
Aufgabenfelder Biosicherheitsmaßnahmen in den Restrikti-onsge-
bieten in Ausarbeitung. Zudem ist ein Kompetenz-
Das Wildschwein kann als Seuchenträger, wie z. B. team zur Unterstützung der unteren Verwal-tungsbe-
für die Afrikanische Schweinepest (ASP) fungieren hörden in der Vorbereitung auf eine Seuchenbe-
und diese auf das Hausschwein übertragen und um- kämpfung und zur fachlichen Unterstützung im
gekehrt. Auch wenn die ASP für den Menschen sel- Seuchenfall zusammengestellt worden, da ein guter
ber ungefährlich ist, würde ein Ausbruch der ASP in Austausch und effektive Zusammenarbeit zwischen
Deutschland massive wirtschaftliche Folgen nach den Behörden, für die reibungslose Umsetzung aller
sich ziehen. Während im osteuropäischen Raum sich Maßnahmen im ASP-Fall unerlässlich sein wird.
die ASP ausbreitet (Cortiñas Abrahantes et al. 2017,
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