Page 57 - Landinfo 4/2019 ULB Emmendingen
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Aus den Landesanstalten
Schiffbarkeit der Wasserstraßen und Versorgungseng- begründet; der Winter 2017/18 begann regnerisch
pässen im Süddeutschen Raum, teilweise wurden und zu warm, gegen Ende wurde er dann extrem kalt.
Benzin und Diesel knapp. Kraftwerksbetreiber muss- So war der Januar 2018 der wärmste und nieder-
ten ihre Leistung drosseln, um die Kühlwassernut- schlagsreichste Januar der Wetteraufzeichnungen,
zung und die zusätzliche thermische Belastung der und führte zu Rekordwinterpegeln, u.a. in Rhein und
Gewässer zu reduzieren. Bodensee. In Folge kam es zu einer lang anhaltenden
Dürreperiode, die mit über 50 % Niederschlagsrück-
Neben der Rekordhitze war das Jahr 2018 geprägt gang zu Wassermangel und extremen Niedrigwasser-
durch extreme Trockenheit zwischen Februar und ständen besonders im Sommer und Herbst des Jah-
November. Flächendeckend fiel knapp 25 % weniger res führten.
Niederschlag als in der Referenzperiode (1960-1990),
somit war 2018 auch eines der trockensten Jahre in Infolge der extrem geringen Sommerniederschläge
der Geschichte der Wetterdokumentation. Über 10 und hohen Temperaturen kam es landesweit zu
Monate in Folge war es in Deutschland zu trocken, Niedrigwasserabflüssen und kritisch geringen Was-
jedoch konnte ein Nord-Süd Gefälle beobachtet serständen. Streckenweise versiegten Fließgewässer
werden. Der Süden Deutschlands war mit vereinzel- komplett (Abb. 1). Dies führte in vielen Gewässerab-
ten Gewitterlagen und Starkregenereignissen noch schnitten zu Ausnahmesituationen für die Fischbe-
verhältnismäßig feucht. stände in Baden-Württemberg. Konnten sich die
Fische anfangs noch in verbliebenen Gumpen sam-
Für Baden-Württemberg wurde 2018 eine Durch- meln, verschärfte sich die Situation im Laufe des
schnittstemperatur von 10,4°C gemessen, die +2,3°C Sommers massiv. Vielerorts fielen Gewässerabschnit-
über dem langjährigen Mittelwert lag (1960-1990). te komplett trocken und die Fische starben (Abb.
Diese Jahresmitteltemperatur übertraf dabei den „al- 1d). Durch die langanhaltende Extremwetterlage
ten“ Temperaturrekord von 2014 um +0,3°C. Nach konnten sich die Pegel der Gewässer erst zum Jahres-
einem eher frostigen Winterende begann die Hitze- ende erholen. Viele Grundwasserspeicher haben sich
periode im April, der landesweit der wärmste April auch Mitte 2019 noch nicht wieder aufgefüllt (LUBW
der Wetteraufzeichnungen war. Daran anschließend GuQ).
folgten erste Hitzewellen im Mai und eine stabile
Warmwetterperiode über den gesamten Sommer.
Zusätzlich zu dieser extrem langen Hitzeperiode kam Auswirkungen auf die Fischbestände
noch eine ausgeprägte Trockenheit. Der Jahresge-
samtniederschlag in Baden-Württemberg war mit Die regelmäßigen, durch die Fischereiforschungsstel-
745 l/m² um rund 24 % verringert, regional wurden le Baden-Württemberg (FFS) vergebenen Fischbe-
sogar deutlich höhere Niederschlagsrückgänge ver- standserhebungen zur Umsetzung der Wasserrah-
zeichnet (siehe Tab. 1). Das die Trockenheit halb- menrichtlinie (WRRL) wurden im Spätsommer 2018
wegs tolerabel blieb, lag in der Ausgangssituation aufgrund der geringen Wasserstände in Baden-Würt-
a b
c d
Bild1: Lang anhaltende Trockenheit und Hitze haben in vielen Gewässern des Landes zu Verringerung
des Abflusses (a, b) bis hin zum Trockenfallen geführt (c). Vielerorts sind Fischbestände verendet (d),
sofern sie nicht bei vorhandener Durchgängigkeit abwandern konnten.
Landinfo 4 | 2019 57