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Aus den Landesanstalten





       Schiffbarkeit der Wasserstraßen und Versorgungseng-  begründet; der Winter 2017/18 begann regnerisch
       pässen im Süddeutschen Raum, teilweise wurden   und zu warm, gegen Ende wurde er dann extrem kalt.
       Benzin und Diesel knapp. Kraftwerksbetreiber muss-  So war der Januar 2018 der wärmste und nieder-
       ten ihre Leistung drosseln, um die Kühlwassernut-  schlagsreichste Januar der Wetteraufzeichnungen,
       zung und die zusätzliche thermische Belastung der   und führte zu Rekordwinterpegeln, u.a. in Rhein und
       Gewässer zu reduzieren.                  Bodensee. In Folge kam es zu einer lang anhaltenden
                                                Dürreperiode, die mit über 50 % Niederschlagsrück-
       Neben der Rekordhitze war das Jahr 2018 geprägt   gang zu Wassermangel und extremen Niedrigwasser-
       durch extreme Trockenheit zwischen Februar und   ständen besonders im Sommer und Herbst des Jah-
       November. Flächendeckend fiel knapp 25 % weniger   res führten.
       Niederschlag als in der Referenzperiode (1960-1990),
       somit war 2018 auch eines der trockensten Jahre in   Infolge der extrem geringen Sommerniederschläge
       der Geschichte der Wetterdokumentation. Über 10   und hohen Temperaturen kam es landesweit zu
       Monate in Folge war es in Deutschland zu trocken,   Niedrigwasserabflüssen und kritisch geringen Was-
       jedoch konnte ein Nord-Süd Gefälle beobachtet   serständen. Streckenweise versiegten Fließgewässer
       werden. Der Süden Deutschlands war mit vereinzel-  komplett (Abb. 1). Dies führte in vielen Gewässerab-
       ten Gewitterlagen und Starkregenereignissen noch   schnitten zu Ausnahmesituationen für die Fischbe-
       verhältnismäßig feucht.                  stände in Baden-Württemberg. Konnten sich  die
                                                Fische anfangs noch in verbliebenen Gumpen sam-
       Für Baden-Württemberg wurde 2018 eine Durch-  meln, verschärfte sich die Situation im Laufe des
       schnittstemperatur von 10,4°C gemessen, die +2,3°C   Sommers massiv. Vielerorts fielen Gewässerabschnit-
       über dem langjährigen Mittelwert lag (1960-1990).   te komplett trocken und die Fische starben (Abb.
       Diese Jahresmitteltemperatur übertraf dabei den „al-  1d). Durch die langanhaltende Extremwetterlage
       ten“ Temperaturrekord von 2014 um +0,3°C. Nach   konnten sich die Pegel der Gewässer erst zum Jahres-
       einem eher frostigen Winterende begann die Hitze-  ende erholen. Viele Grundwasserspeicher haben sich
       periode im April, der landesweit der wärmste April   auch Mitte 2019 noch nicht wieder aufgefüllt (LUBW
       der Wetteraufzeichnungen war. Daran anschließend   GuQ).
       folgten erste Hitzewellen im Mai und eine stabile
       Warmwetterperiode über den gesamten Sommer.
       Zusätzlich zu dieser extrem langen Hitzeperiode kam   Auswirkungen auf die Fischbestände
       noch eine ausgeprägte Trockenheit. Der Jahresge-
       samtniederschlag  in  Baden-Württemberg  war  mit   Die regelmäßigen, durch die Fischereiforschungsstel-
       745 l/m² um rund 24 % verringert, regional wurden   le Baden-Württemberg (FFS) vergebenen Fischbe-
       sogar deutlich höhere Niederschlagsrückgänge ver-  standserhebungen zur Umsetzung der Wasserrah-
       zeichnet (siehe Tab. 1). Das die Trockenheit halb-  menrichtlinie (WRRL) wurden im Spätsommer 2018
       wegs tolerabel blieb, lag in der Ausgangssituation   aufgrund der geringen Wasserstände in Baden-Würt-
                                           a     b











                                           c     d












       Bild1: Lang anhaltende Trockenheit und Hitze haben in vielen Gewässern des Landes zu Verringerung
       des Abflusses (a, b) bis hin zum Trockenfallen geführt (c). Vielerorts sind Fischbestände verendet (d),
       sofern sie nicht bei vorhandener Durchgängigkeit abwandern konnten.



       Landinfo 4 | 2019                                                                                     57
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